Abschnitt IV - deutsche Nordseekueste bis Hamburg

Tag 20

Montag 29.04.2013

Strecke: Eilsum - Wirdum - Marienhafe - Norden - Norddeich - Dornumersiel - Bensersiel - Neuharlingersiel - Carolinensiel - Huniburg

Länge: 110 km (ges. 2014 km)

Leichtes Tröpfeln aus den Wolken am Morgen. Auf Einladung von Marlies und Thedo gibt es Tee und Frühstück - und der Tee wird zumindest hier auch in Ostfriesland gerührt (nicht rühren ist für Touristen ;-) ). Nebenbei erhalte ich viele Informationen zum Leben an der Kueste, den Entwaesserungsmethoden der Landwirtschaft und speziell zur Besiedelund der Leypoldbucht. Alles wird mit Fotos und alten Zeitungsausschnitten ergänzt und so fahre ich erst nach einiger Zeit weiter. Wiedermal ein schöner Beweis der Gastfreundschaft in Deutschland (es gibt von Marlies noch Kuchen mit fuer den Weg).
Nach und nach wird bei starkem Wind der Regen mehr. Der Vorteil des kuehlen Windes ist jedoch, dass die Wolken bald auch wieder vertrieben sind und einem sonnigen Tag Platz machen.

Mit dem Wind im Ruecken laesst sich super fahren. Bei 45 km/h auf ebener Strecke vermisse ich etwas... achja, es fehlt der Fahrtwind. Der ist durch den Wind aufgehoben und somit nicht wirklich spuerbar.
Im Hafen von Accumersiel mache ich direkt neben den Fischkuttern halt und gönne mir eine Portion Backfisch. Der Tag gestaltet sich weiter abwechslungsreich mit Strecken am Deich (leider binnendeichs), vielen Vögeln an der Kueste, noch mehr vierbeinige Rasenmäher (Schafe), Häfen in verschiedenen Variationen und kleinen, einladenden Küstenstädten.

Der Tag endet in Huniburg an einer Rasthuette. Die Empfehlung hat mir die nebenan wohnende Carla gegeben. Auf das Tarp verzichte ich diesmal, da es vom Wind sehr stark beansprucht wird. Wozu habe ich ein sturmfestes Zelt dabei! Hier gibt es viele Neugierige, die nicht verstehen können, dass jemand bei den Temperaturen freiwillig draussen uebernachtet :-)

Tag 21

Dienstag 30.04.2013

Strecke: Huniburg - Jever - Breddewarden - Wilhemshaven - Neustadtgödens - Ellens - Dangast - Varel - Augustgarden - Beckmannsfeld / Gmd. Butjadingen

Länge: 119 km (ges. 2133 km)

Heute zu Beginn gleich einmal ein Verpflegungspaket von Carla: gekochte Eier von eigenen Hühnern, ein Glas Bockwürste, Suppen und Sossen in Tütenform. Mit Schwung geht es durch Landesinnere nach Jever - der Weg ist viel besser als prophezeit!

Brauerei Jever

Marktplatz Jever

Weiter nach Wilhemshaven. Dort ist die Brücke zum Strand (meine Route!) gesperrt. Naja, mit dem Fahrrad kommt man da schon drüber... Am Strand dann wieder Mal ein paar Ungläubige bzgl. meiner Zielauswahl.

Hier mal ein kleiner Auszug aus den Reaktionen auf meine Antwort "Nordkap" auf die vorherige Frage "Wohin solls denn gehen, so bepackt?":
   - Echt?
   - ...und jetzt wirklich?
   - das ist weit...
   - wie kommt man auf sowas?
   - das ist in Afrika, oder? <- mein Favourit, ist 2 Mal vorgekommen. Vielleicht sollte ich da mal hin?
   - da waren wir auf Kreuzfahrt / mit dem Wohnmobil / mit dem Motorrad.

Nach Wilhemshaven folgt ein Abstecher nach Varel. Warum nur? Ich habe nichts interessantes entdecken können, die Streckenführung unangenehm an Hauptstrassen bzw. auf extrem schlechten Wegen. Neustadtgödens hingegen war den Abstecher vom Jadebusen wert!

Am Wattenmeer

Neustadtgoedens

Zurück zum Deich und dort Richtung Norden mal ordentlich lang gegen den Wind. Das spornt mich an und ich fahre sogar teilweise schneller als heute geniessend mit Rückenwind. Eine schön gelegene Hütte am Beckmannsfeld macht mich neugierig und auf Nachfrage bei beiden Anwohnerhäusern (die fahren jetzt zum Maibaumaufstellen) bin ich ein willkommener Gast.

Ein Wurzelmaenchen auf weiter Reise!

Am Schlafplatz angekommen.

Kunst um den Jadebusen (Arche Noah am Berg Ararat)

Kunst am Jadebusen (Eiszeit)

Eines der Haeuser an der anderen Strassenseite meines Schlafplatzes

Tag 22

Mittwoch 01.05.2013

Strecke: Beckmannsfeld - Tossens - Fedderwardersiel - Blexen - Bremerhaven - Wremen - Duhnen - Cuxhafen - Otterndorf

Länge: 117 km (ges. 2250 km)

Ein wunderbarer Morgen. Dunst überm See, Kühe, Pferde und Enten sind bereits munter und die Umgebung ist mit Raureif bedeckt. Am Deich entlang geht es heute - auch mal gern "aussendeichs" - zuerst nach Blexen.

Schon vor der Ortseinfahrt steht ein Schild, dass die Fähre nach Bremerhaven erst am 5.5.2013 wieder fährt! Wie komme ich jetzt ueber die Weser??? Nach Kartenstudium stelle ich fest, dass ein grosser Umweg nötig wird.Zum Glueck frage ich gleich den Richtigen, der mir mitteilt, dass die Bauarbeiten an der Fähranlegestelle frueher fertig geworden sind als geplant und die Fähre seit einer Stunde wieder fährt. Glueck gehabt!

Das Weserschloesschen an der Anlegestelle in Blexen

Fertiggestellte Anlegestelle!

Fahrt ueber die Weser

Von der Durchfahrt durch Bremerhaven bin ich begeistert. Erst durch den neu gestalteten Hafenbereich mit Museen etc., dann weiter mitten durch die Ueberseehäfen. Containerhafen, Autohafen - die Grössenordnung ist faszinierend.

Eindruecke von Bremerhaven

Direkt nach den Industriehäfen wird es schlagartig wieder ländlich und ich folge dem Deich.

Ein Fischbrötchen zur Stärkung in Wremen. Beim Weiterfahren komme ich dann mit einem älteren Herrn (schätzungsweise älter als 70) ins Gespräch, der auf dem Weg ist ueber Cuxhafen seine Töchter in Gluecksstadt und Hamburg zu besuchen. Bepackt mit Zelt und Isomatte nimmt er motiviert den Kampf gegen den Wind auf. Wenig später trennen sich unsere Wege, da er erst mal sein Handy aufladen muss, was er zuhaus vergessen hat. In Cuxhaven ist heute am Feiertag richtig viel los und ab Duhnen geht es aufgrund der Menschenmengen nur noch langsam voran.

Ein Eis am Weg macht den Trubel erträglicher. Nach Cuxhaven geht es aussendeichs mit Aussicht auf die Schiffe, die von Hamburg aus die Elbmuendung verlassen bzw. dorthin unterwegs sind, weiter und es wird spät. So schwenke ich ab ueber den Deich und stosse im einzigen Ort direkt auf einen Campingplatz. Nicht lang gezoegert und (zum reduzierten Preis ;-) ) fuer eine Nacht Gast sein.

Donnerstag 02.05.2013

Strecke: Otterndorf - Cadenberge - Osten - Himmelpforten - Stade - Finkenwerda - Landungsbruecken Hamburg

Länge: 108 km (ges. 2358 km)

Heute Morgen muss, nach der ersten Tasche in Dingden, die 2. Ortlieb-Back-Roller-Tasche mit einer Ersatzschraube wieder funktionstuechtig gemacht werden. Am Campingplatz kein Problem - die Schraube wird direkt zum Zelt gebracht!

Zeltboden soll trocknen!

Nach einer vergleichsweise warmen Nacht geht es mit kuehlem Wind und leichter Bewölkung durchs Binnenland los. Später kommt die Sonne durch - der Wind bleibt mir von vorn erhalten. Längere, kaum befahrene, Strassenstuecke wechseln mit Waldabschnitten und einigen Dörfern.

In Stade fahr ich rein, da die Radroute nur drumherum gegangen wäre. Nach kurzer Stadtbesichtigung, bei der mich ein Polizist dezent darauf aufmerksam macht, dass ich mein Fahrrad zu schieben habe entdecke ich erst beim Verlassen der Altstadt, dass die Ausnahme fuer Fahrräder nur von 18 Uhr bis 8 Uhr gilt.

Stade

An der Elbe geht es weiter und Hamburg rueckt als Ziel gedanklich näher. Warum haben die am Campingplatz gemeint, das sind ca. 140 km???

Die Einfahrt nach Hamburg fuehrt mich am Airbus-Gelände vorbei und durch Finkenwerda zur Hafenfähre. Fahrräder sind in Hamburg kostenlos mitzunehmen!

Obstanbau kurz vor Finkenwerda

Ich nehme die Fähre gleich bis zur Landungsbruecke, nachdem ich erfahren habe, dass da direkt in der Nähe eine Jugendherberge ist. Dort angekommen habe ich Mal wieder Glueck gehabt! Es ist evangelischer Kirchentag in Hamburg mit ueber 100000 Teilnehmern. entsprechend voll ist die Stadt. Genau ein Bett im gemischten 6er-Zimmer ist noch frei - jetzt nicht mehr! Nach Dusche und Wäsche waschen sehe ich grad noch das "Traumschiff", die MS Deutschland, auslaufen. Im Portugiesenviertel geniesse ich ein Abendessen: Fischsuppe, Boquenteros fritiert (Sardinen), Scholle gerollt mit Gambas und Shrimp-Sosse mit Salzkartoffeln und Salat.

Eindruecke von Hamburg bei Nacht

Zurueck in der Jugendherberge wird es noch ein längerer Abend im Gemeinschaftsraum. Leider habe ich die Namen des Ehepaares, mit dem ich noch lang zusammengesessen habe nicht notiert und vergessen. Also, wenn ihr dies lest meldet Euch bitte mit einem kurzen Kommentar! Wuerde mich freuen!

Donnerstag, 16. Mai 2013